Die eigene Not ansprechen

Über eigene Probleme oder auch Suizidgedanken mit nahestehenden Menschen zu sprechen, kann eine große Hürde sein. Es kostet Überwindung und ist im ersten Moment sicher nicht leicht. Aber wenn Sie sich entscheiden, das Schweigen zu brechen und zu sprechen, liegt darin eine große Chance. Die Chance, sich nicht mehr verstecken zu müssen, authentisch sein zu können, Hilfe zu bekommen, etwas an Ihrer Situation zu ändern und letztendlich die Kontrolle zurückzuerlangen.

Hier sind einige Ideen, die hilfreich sein können, wenn Sie bei einem nahestehenden Menschen die eigene Notlage ansprechen möchten.

Sie entscheiden, wem Sie sich mitteilen möchten. Entweder Sie entscheiden spontan oder Sie planen, wem und wann Sie jemanden von Ihrer Situation bzw. Suizidgedanken erzählen möchten. Wenn Sie die Situation planen, überlegen Sie, was es für Sie leichter macht, sich anzuvertrauen. Es ist vielleicht gut, ausreichend Zeit einzuplanen. Vielleicht können Sie dafür sorgen, dass Sie bei dem Treffen nicht gestört werden. Vielleicht kündigen Sie auch schon vorher an, etwas Wichtiges besprechen zu wollen, dann fällt der Einstieg möglicherweise leichter. Manchmal ist es auch gut, bei einer gemeinsamen Aktivität zu sprechen, z.B. beim Spazieren, (sportlichen) Aktivitäten oder beim Handwerken.

Es kann helfen, vorher zu überlegen, was Sie sagen wollen. Muss es aber nicht. Vielleicht machen Sie das auch lieber spontan. Falls sie aber zum ersten Typ gehören, haben wir Ihnen Erfahrungen von anderen Männern zusammengestellt. Viele Männer sagen, dass sie vor einem Suizidversuch mit jemanden über Ihre Situation gesprochen haben. Das was sie allerdings sagten, war oft sehr undeutlich und vage. Es war für Ihre Gesprächspartner kaum zu verstehen und das Ausmaß ihres Leids wurde nicht deutlich. Sie sagten z.B. „Ich kann nicht mehr.“ oder „Ich will so nicht mehr.“. Also: Seien Sie deutlich. Benennen Sie das Thema klar. Sagen Sie „Ich denke daran, mir etwas anzutun.“, “Ich habe Suizidgedanken.”, „Ich denke an Suizid.“, „Ich weiß allein nicht mehr weiter und brauche Hilfe.“. Das ist im ersten Moment schwer, aber es macht klar, worum es geht. Dann können Sie gemeinsam überlegen, was Sie tun können. Sie können auch überlegen, was Sie sich vom anderen wünschen, z.B. „nur zuhören“, „aushalten, dass ich das sage“, „den Weg zu einer Hilfe gemeinsam gehen“, „mich nicht anders behandeln als vorher“. Wenn Sie wissen, was Sie sich vom anderen wünschen, kann es für den Zuhörenden sehr viel leichter sein, etwas zu tun, das für sie unterstützend ist.

Wir haben mit Angehörigen und Freunden von Männern gesprochen, die Suizidgedanken haben oder durch Suizid verstorben sind. Viele sagten, dass sie nicht richtig deutlich wahrgenommen hätten, in welcher Notlage sich ihr Angehöriger oder Freund befunden hätte. Sie hätten sich gewünscht, dies deutlich zu hören, um unterstützen zu können. So haben Männer z.B. gesagt „Ich will nicht mehr.“ oder „Ich kann nicht mehr.“. Vielleicht war das ein Hilferuf, aber sie haben ihn nicht als solchen verstanden. Es war nicht eindeutig genug. Angehörige und Freunde sagten, dass es für sie wichtig ist, nicht geschont zu werden. Formulieren Sie deutlich. Sagen Sie, dass es um „Suizidgedanken“ geht. Sagen Sie, „Ich denke daran, mir etwas anzutun.“. Angehörige und Freunde wissen dann, worum es geht und sie können reagieren. Viele sagten, sie wären froh gewesen, wenn Sie für die Person hätten da sein können.

Hilfsangebote

Hier finden Sie Informationen, wo Sie sich bei Suizidgedanken und in Krisen hinwenden können.

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